Lage VII oder 2. Halbzeit.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

Höchste Zeit für einen Bericht.

Ostern war ich kurz entschlossen in München, und natürlich gab’s wieder flugtechnisch einen Zwischenfall! Der Flug selber war sehr entspannt, denn mittlerweile weiß ich, dass Chinesen möglichst weit vorne sitzen wollen, damit sie beim Aussteigen die ersten sind. D.h. ich buche möglichst die letzte Fensterreihe – Gangplatz, dann hab ich immer gute Aussicht auf einen freien Platz neben mir. War auch diesmal so. Ich bin gut in München angekommen, aber mein zweiter Koffer nicht! Also diesmal zum “Verlorenes Fluggepäck“- Schalter. Aufgrund meiner Beschreibung wird er nach mehreren Telefonaten in Frankfurt ausfindig gemacht. Man versichert mir, dass er mir spätestens am nächsten Tag vor die Haustüre gebracht wird. Stimmt! Der Kurier übergibt ihn mir und ist auch schon wieder weg! Als ich ihn öffnen will, fällt mir sofort auf, dass irgendwas nicht so ist, wie’s sein soll! Die Banderole und der Adressanhänger fehlen, das Schloss wurde gewaltsam aufgebrochen und der Inhalt ist durchwühlt. Der Zoll kann’s nicht gewesen sein, denn der sperrt mit dem TSA-Schlüssel auf und legt, falls er was rausnimmt, einen Zettel rein (ist uns schon hin und wieder passiert). Es fehlte eigenartigerweise nichts. Hab sofort an die LH geschrieben. Jetzt hab ich einen kaputten Koffer und ein mords G’schiss mit Gutachten erstellen lassen.

Es ist Wahnsinn wie die Zeit rennt! Peter hatte am 1. April Halbzeit. Er ist ist nun schon seit 20 Monaten hier.

Was ihm manchmal schon sehr fehlt, sind die Fußballspiele in der Allianz Arena,

Fußballstadion im Sportpark in Panjin, Liaoning.
Fußballstadion im Sportpark in Panjin, Liaoning.

also hat er sich schlau gemacht, wo es hier welche zu sehen gibt. Noch vor kurzem wurden in Shenyang welche ausgetragen, aber wegen der schlechten Luft wurden sie nach Panjin (liegt am Meer südwestlich von Shenyang) ausgelagert. Nix wie auf nach Panjin! Mit einem weiteren sehr begeistertem Fußball Paar fahren wir also an einem Samstagmorgen hin. Was wir nicht wissen, dass es dort zwei Stadien gibt. Wir steuern natürlich zielsicher das Falsche an. Also wieder 30 km zurück! In der Zielgeraden wedeln uns einige Chinesen mit Eintrittskarten vor der Nase rum. Da wir nicht wissen, wie gut das Spiel besucht ist, kaufen wir 4 Karten für insgesamt 160¥, das sind pro Person ca 4.50€. Das sind Preise, gell! Der Parkplatz liegt gefühlte 3 km vom Stadion entfernt und wir kommen 20 Minuten zu spät (was mir nicht besonders viel ausmacht). Es ist nur vielleicht zu 30% ausgelastet, aber die Stimmung ist großartig! Es spielen Chinas schlechteste Mannschaften:

Chinese Super League: "Liaoning Whowin" gegen "Harbin Yiteng".
Chinese Super League: „Liaoning Whowin“ gegen „Harbin Yiteng“.

Shenyang gegen Harbin ,
aber egal!

Der Schlachtruf hört sich an wie bei uns: „Schiri du ….loch“ Wir grölen lautstark, begeistert mit, was die Chinesen um uns herum hellauf entzückt und wir von allen Seiten abgelichtet werden.

Annamirl Superfan mit Fanausrüstung.
Annamirl Superfan.

In der Halbzeit wollen wir Damen Trikots für unsere Söhne kaufen, können uns auch soweit verständigen, aber die gibts erst nach dem Spiel auf dem Weg zum Parkplatz. Wir werden gefragt, welcher Mannschaft wir angehören. Natürlich Shenyang! Und prompt bekommen wir von 2 Chinesen ihre Fan-Schals umgehängt.

Chinesische Fans unter sich.
Chinesische Fans unter sich.
Profifans in der Lieblingspose.
Profifans in der Lieblingspose.

Als wir zahlen wollen, reagieren sie empört, aber von einem gemeinsamen Foto mit uns Langnasen sind sie sehr erfreut. Wir gewinnen mit: 3:0

Auf dem Weg zum Auto finden wir dann auch noch die Fanartikel.

Fan mit chinesischer Vuvuzela.
Fan mit chinesischer Vuvuzela.

Unser Sohn ist jetzt Besitzer eines „Liaoning Whowin“ Trikots.

Ja und von Januar bis Anfang Juni ist hier Erdbeerzeit!
Man kann in riesigen, von der Sonne beheizten Gewächshäusern Erdbeeren pflücken.

Gewächshaus bei Shenyang.
Gewächshaus bei Shenyang.

In jedem befindet sich ein Bienenstock, damit das Bestäuben gewährleistet ist. Bei einer Außentemperatur (im Jan./Feb. -20°) kommst du dir vor wie bei uns im Frühsommer auf einem Erdbeerfeld.

Peter will mir pflücken helfen, aber der Bauer nimmt ihm die Schale aus der Hand und bedeutet ihm, dass das Weiberarbeit sei und er doch mit ihm eine Zigarette rauchen soll. Also hab ich mir alleine für fünf Kilo Erdbeeren den Buckel krumm gemacht.

Fleißiges Pflücken und Essen von Erdbeeren.
Fleißiges Pflücken und Essen von Erdbeeren.

Als ich zum 2. Mal mit 2 Expatdamen komme, ist der Bauer so glücklich, dass er mich mit einem Kilo Hühnereiern (Eier kauft man hier nicht Stück-, sondern kiloweise) beschenkt. Beim dritten Mal mit Hühner- und Gänseeiern.

Pflücker und Bauern nach getaner Arbeit.
Pflücker und Bauern nach getaner Arbeit.

Beim vierten Mal hat er für uns seinen Garten abgeerntet und Fotos von uns mit seiner Familie gemacht und diese in ganz China rum gepostet!

Und dann war da noch das Erlebnis mit der Polizei:
Immer wenn ich vom Ikea Parkplatz auf die 8 spurige Hauptstraße raus fahre (wie auch die Chinesen – natürlich verkehrswidrig), über zwei durchgezogene gelbe Streifen nach links abbiegen will, steht plötzlich ein kleiner Chinese mit Polizeikappe und Polizeiweste vor meinem Auto. Er will, dass ich das Fenster öffne, sieht eine Rothaarige und eine Blondine und sagt (wahrscheinlich, die einzigen 2 Worte, die er auf englisch kann): „Follow me!“ Er hält vier Spuren Gegenverkehr an und ich muss auf den gegenüberliegenden Gehsteig fahren. Er lässt mich aussteigen und verlangt Fahrzeugpapiere und Führerschein. Dann redet er auf Chinesisch auf mich ein. In Zeichensprache versucht er mir klar zu machen, ob ich die zwei durchgezogenen Linien nicht gesehen hätte? Die zu überqueren ist streng verboten. Ich antworte ihm mit Unschuldsmiene, ebenfalls in Zeichensprache , dass ich die Linien zwar gesehen hätte, aber vor mir 3 Chinesen auch drüber gefahren wären! Dann sag ich noch so lieblich, als hätte ich Kreide gefressen : „Tim bu dong“ was soviel heißt wie: „Ich verstehe Sie nicht“. Ich setzt noch eins drauf und füge sehr bemüht in meinem allerschlechtesten Chinesisch hinzu, (da muss ich mich allerdings nicht besonders anstrengen): „Wo bu shuo hanyü!“ Heißt: „Ich spreche kein Chinesisch“. Der kleine Polizist verdreht die Augen und holt seinen Kollegen, der grad im Polizeiauto einen Mittagsschlaf hält. Ich wiederhole nochmal ganz langsam: „Wo bu shuo hanyü!“ woraufhin beide entnervt mit den Augen rollen. Man sieht ihnen genau an, dass sie sich mit uns jetzt  keine Arbeit antun wollen. Er händigt mir die Papiere aus und mit einem chinesischen: „Schleicht’s eich!!“ werden wir von dannen geschickt.
Meine Beifahrerin hat sich bei Ihrem Chauffeur erkundigt, was das im Fall einer Anzeige gekostet hätte: 2 Punkte und 200¥ (=24€). Nochmal Glück gehabt!

Meine größte Peinlichkeit will ich euch auch nicht vorenthalten: Ich steh im chinesischen Bauernmarkt, wo wirklich nur Chinesen einkaufen und kein Wort englisch oder sonst was gesprochen wird, am Obststand. In dem Moment als ich dran komme drängelt sich ein Chinese vor mich und will bestellen. Ich sag mit meinem allerfreundlichsten Lächeln und meiner süßesten Stimme: „Mogst di vielleicht hint ostell’n du Trampe?!“ Sofort stellt er sich hinter mich, schaut mich an und fragt: „Sprechen Sie Deutsch?“ Hmpf – schluck – Schock – Schnappatmung – roter Kopf – Pause – wo ist das nächste Mauseloch! Dann ein verlegenes: „Jjja?“ Wahrscheinlich hat er „Trampe“ nicht verstanden, das ist schon ein sehr spezieller Ausdruck.
„Machen sie Urlaub in Shenyang?“
„Nein, wir leben für 3 Jahre hier.“
„Ohohoho, das ist schön! Was arbeiten Sie?“
„Gar nichts, aber mein Mann arbeitet bei Bauma (=BMW). Warum sprechen Sie deutsch?“ Ein noch blöderer Satz ist mir in diesem Moment nicht eingefallen!
„Ich habe 4 Jahre in Nürnberg gearbeitet!“
Wir haben uns aufs Höflichste verabschiedet und ich hab mir vorgenommen, in Zukunft vorsichtiger zu sein.

Vorsichtiger deshalb: Chinesen sind ja von Haus aus sehr neugierig. Wenn ich im Supermarkt einkaufe, ist mir schon des öfteren Folgendes passiert: Ich stehe kurz irgendwo an, komm zu meine Einkaufswagen zurück und eine Chinesin wühlt in meinen Sachen rum. Wenn sie mich sieht, ist ihr das keineswegs peinlich. Im Gegenteil: sie lacht, zeigt mit dem Daumen nach oben und sagt: „Hen hao!“ (sehr gut)! Ich lach dann auch und erwidere sehr freundlich: „G’foid dir des, was i eikauft hob, du neigierigs Luada!“
Woraufhin sie kichert, weil sie meint, ich hab was besonders nettes gesagt.
Das mein ich mit: Vorsichtiger sein.

Kulturschock II war ebenfalls ein Knaller! Wieder ausverkauft! Leider ließen Beleuchtung und Technik zu wünschen übrig! Meinen Anteil hab ich diesmal dem Waisenhaus gespendet.
Nach einer Idee von Anette Dippold hab ich ein Lied über Shenyang geschrieben.
Ihr findet es hier auf meiner Homepage, oder auf Youtube: „Es muss Shenyang sein“[embedyt]http://www.youtube.com/watch?v=_lGcFIjOI_0[/embedyt].

Maibockfest im Paulaner (Kempinski) ohne Kommentar: Der gelbe Chinese hat mich den ganzen Abend verfolgt, was Peter sehr amüsiert hat, denn er blieb von diversen Tänzen verschont!

Tänzchen beim Maibockfest im Paulaner.
Tänzchen beim Maibockfest 2014 im Paulaner.
Annamirl und Micha beim Maibockfest 2014.
Annamirl und Micha beim Maibockfest 2014.
Feierbiest.
Feierbiest.

Wir hatten bei uns im Wohnzimmer am Pfingstsonntag einen Gottesdienst mit unserem Pfarrer Bauer. Das ist jedes mal ein Stück Heimat und sehr familiär.

Letzte Woche waren Peter und ich auf eine chinesische Hochzeit eingeladen. Das war ein Erlebnis!

Simona mit Mr. Guo.
Simona mit Mr. Guo.

Das wird aber eine „extra Lage“ in Bälde!

它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl

Herr und Frau Spies.
Herr und Frau Spies.

Lage VI oder: Das 2. Jahr hat begonnen.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

es gibt wieder einiges zu erzählen.
Während meines letzten Aufenthalts in München (im Dezember) erreichte mich die frohe Kunde, dass ich bei Lufthansa ab sofort „Frequent Traveller“ (Vielflieger) bin und die dazu gehörende „Silberne Karte“ erhalte. Das heißt: Wenn ich Holzklasse fliege, kann ich am Business-Schalter einchecken, in die Business Lounge gehen und – das Allerbeste – ich kann 2 Koffer mit einem Gesamtgewicht von 46 (in Worten SECHSUNDVIERZIG) kg mitnehmen. Beseelt von dieser frohen Botschaft, kauf‘ ich sofort bei Aldi eine ganze Serano-Schinkenkeule, die allein schon über 10 kg wiegt.
Ich packe den großen Koffer, mit dem ich gekommen bin und einen kleinen, den ich im Speicher finde. Das Gesamtgewicht stimmt bis aufs Gramm. Johanna fährt Bernhard und mich zum Flughafen und wir checken ein. Der große Koffer wiegt 29 kg (schwerer als 32kg darf wegen der Bandscheiben der Gepäckträger kein Koffer sein), der kleine 17 kg.
Die freundliche Dame am Check in meint:
„Tut mir leid, aber die beiden Koffer müssen gleich schwer sein! Packen Sie bitte um!“
„NEIIIN!!“ Nicht schon wieder, diesmal gleich 2 Koffer. Es ist der 20.12. und der Flughafen ist gut ausgelastet. Ich suche mir mit den Kindern ein halbwegs ruhiges Plätzchen und pack‘ wieder mal um.
Die schlaumeierische Bemerkung meines klugen Sohnes: „Mama, i hab’s dir glei g’sagt!“ – fehlt mir grad noch. Nachdem der Schinken etwas sperrig ist, bleibt eine Kilo-Packung Lebkuchen übrig. Die nimmt Johanna wieder mit.
Soweit so gut – jetzt passt’s!
Nachdem ich gehört habe, dass man als Frequent Traveller unter günstigen Umständen ein Upgrade in die Business Class machen kann, haben wir in Frankfurt am Lufthansa Schalter nachgefragt:
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie!“ sagt der nette Herr am Schalter.
„Die gute zuerst: Die Maschine ist überbucht und ihre Mutter ist schon upgegradet – sie nicht!“
„Kein Problem, ich kann auch hinten sitzen.“ sagt Bernhard.
„Moooment! Lassen Sie mich kurz telefonieren, mal sehen, was ich für Sie tun kann.“
Er ruft eine Kollegin an: „Ich habe hier Mutter und Sohn für den Flug nach Shenyang am Schalter stehen. Die Mutter ist bereits upgegradet und der Sohn würde gerne neben seiner Mutter sitzen.“
Dass der Sohn 31 Jahre alt ist, sagt er nicht. Die Kollegin macht den Platz neben mir (wie auch immer) frei und Mutter und Sohn fliegen beide für 0,00€ Aufschlag in der Business-Class nach China! Ein Traum! Vorher kaufen wir im Duty Free noch einen Schokoladen Nikolaus für den netten Herrn am Schalter.
Heilig Abend feierten wir zu dritt. Wie daheim mit Schweinswürstl’n und Brezen!
Am ersten Weihnachtsfeiertag gab’s Pekingente im Wirtshaus um die Ecke!
Von 27. Dezember bis 4. Januar haben wir uns nach Chiang Mai, in den Norden Thailands abgesetzt und wunderbare, sonnige Tage verbracht.
Unsere Ausflüge waren großartig.

Panda im Zoo von Chiang Mai
Pandabär im Zoo von Chiang Mai

Der nette Guide, der uns immer chauffierte, sprach fließend englisch und wusste viel über sein Land zu erzählen.

Hier gibt es einige Elefantenparks. Die ehemaligen Waldarbeitselefanten müssen heutzutage Touristen bespaßen. Was uns am meisten überrascht hat war, dass Elefanten malen können. Drei haben Bilder gemalt.

Elefant beim Malen
Künstler bei der Arbeit
Gemälde der Elefanten
Bilder von Elefanten gemalt

Aber nicht irgendwas, das aussieht wie moderne Kunst, sondern richtig gegenständlich, zwei Bäume und einen Elefanten.
Wenn wir es nicht selbst gesehen hätten, würden wir es nicht glauben! Das Bild von „Charlie“, so hieß der Elefant, haben wir gekauft und rahmen lassen.
Der Ausritt auf Elefantenrücken war sehr abenteuerlich!

Elefantenreiten
Famile Spies beim Ausritt

Am 31. Dezember war ganz Thailand unterwegs und die Straßen so voll, dass wir keinen Ausflug mit dem Auto unternahmen. Bernhard und ich buchten einen ganztägigen „Thai Cooking Course“. Mit uns kochten vier junge Engländer – war sehr, sehr lustig.

Kochkurs in Chiang Mai
die Thai Köche und ihre Lehrerin

Ich hab jetzt ein „Thai Cooking Certificate“ in der Küche hängen, auf das ich ganz stolz bin!
Silvesterabend war auf dem Hotelgelände Showtime und um Mitternacht gingen dann wirklich tausende von „Wunschlaternen“ auf „Himmelsreise“. Man schreibt seine Wünsche und Gedanken drauf und lässt sie wie einen kleinen Heißluftballon steigen. Sah aus wie ein Nachthimmel voller Glühwürmchen.

3 Strahlemänner
Silvesterparty im Hotel Chiang Mai Plazza
Annamirl  kurz vor dem Loslassen
Guten Flug
unser Himmelsballon
unsere Wünsche gehen auf die Reise

Ja – und meinen ersten Strafzettel habe ich auch bekommen: Wegen Falschparkens! Selbiger wird dir mit Superkleber an das Fahrerseitenfenster betoniert, damit jeder sieht: „Das ist ein Verkehrssünder!“ Und du brauchst schon einen sehr guten Etikettenentferner, um das Ding wieder weg zu spachteln!

Strafzettel
Falschparker erwischt!

Du bekommst auch keinen Strafbescheid per Post, wie bei uns. Nein – du musst mit Kennzeichen- und Fahrgestellnummer deines Autos selber im Internet nachsehen, ob ein Vergehen eingetragen ist. Das muss man von Zeit zu Zeit ohnehin, um zu kontrollieren, ob man beim Zuschnell-Fahren erwischt wurde, die Ampel schon auf Rot war usw. Wenn man einen Eintrag länger als ein halbes Jahr stehen lässt, ist der Lappen weg! Du musst dich praktisch rechtzeitig selbst anzeigen.
Dann gehst du nicht zu irgendeiner Polizeidienststelle – nein du musst zur „Traffic Police“, deren Dienststelle du erst zu erfragen hast, und die die wenigsten kennen. Hier wird dir dann ein Bescheid und ein Einzahlungsschein für die Bank ausgestellt. Mit diesem gehst du nicht zu irgendeiner Bank. Nein – zu einer ganz bestimmten, wo du dann endlich deine Strafe bar (100 RMB = ca 12 €) bezahlen kannst. Nachdem das alles aufwändig ist, man ewig in der Schlange steht, und du mindesten einen halben Tag unterwegs bist, überlegst du dir das nächste mal, ob du nochmal falsch parkst. Ich tu’s nicht mehr!!! Vielleicht.
Über den Besuch von Christa und Wiggerl Hagn im November haben wir uns sehr gefreut! Ich hab sie vom neuen Flughafen, der noch an der ein oder anderen Stelle im Bau ist, abgeholt. Die Einfahrt zur Tiefgarage war zwar fertig, aber noch gesperrt und der alte Parkplatz 2 km entfernt. Nach ca. einer Stunde Flughafen-Umrundung zwecks Parkplatzsuche wurde es mir dann zu blöd, und ich hab mich direkt vor dem Aus- und Eingang ins absolute Halteverbot gestellt (soviel zu: nie wieder falsch parken). Sofort waren 2 Polizisten zur Stelle und bedeuteten mir, dass ich da nicht stehen bleiben könne. Ich hab auf englisch angefangen zu argumentieren, was sie jedoch nicht verstanden haben. Ein der englischen Sprache mächtiger Chinese hörte das und eilte mir sofort zu Hilfe. Neugierig sind sie ja ohne Ende, die Chinäs’n! Ich ließ ihn übersetzen, dass die Tiefgarage noch nicht geöffnet habe und der Parkplatz zu weit entfernt sei. Ich würde nämlich „2 very old people“ abholen, „ they cannot walk this distance!“ Das haben sie eingesehen und den Chinesen übersetzen lassen, dass sie mein Auto bewachen würden, damit ich von anderen Kollegen keinen Strafzettel bekäme. So konnte ich ganz entspannt die Hagns abholen, während mein Auto unter Polizeischutz im absoluten Halteverbot stand! Die beiden haben sich dann auch redlich bemüht einen schleppenden Gang hinzubekommen und die Polizisten haben uns überaus freundlich verabschiedet! Wiggerl mit seinem markanten Bart war ohnehin ein beliebtes Fotomotiv.

Wiggerl, Mönch, ich, Christa
unsere Besucher Christa und Wiggerl

Wir hatten 4 sehr schöne gemeinsame Tage und ich konnte endlich „mein Shenyang“ herzeigen!

Wiggerl Hagn und mein Shenyang
Wiggerl und eine Shenyangerin

Seit 30. 01.2014 wird hier „Chinese New Year – das Jahr des Pferdes“ gefeiert. Tage vorher werden an fast jeder Ecke Buden aufgebaut, wo Feuerwerkskörper verkauft werden.

Feuerwerksbude
Feuerwerksbude
Silvester am 30. Januar 2014 in Shenyang
Feuerwerk
Feuerwerk
Pyrotechnik in der Qingnian Straße

Richtige Kracher! Nicht so kleine Raketen wie bei uns! Ein Traum für Pyromanen! Eine Woche Dauerfeuerwerken!
Der 30.01. hier ist mit unserem Silvester zu vergleichen. Am Straßenrand wird spezielles Papier für die Verstorbenen verbrannt. Es symbolisiert Geldscheine, damit die Verwandten im Jenseits nicht mittellos dastehen.

Chinese New Year Geld
Geld zum Verbrennen für die Verstorbenen
Geldscheine für Angehörige im Jenseits verbrennen
Geldscheinverbrennung

An diesem Tag werden traditionsgemäß „Jiǎozi“, auch „Dumplings“ genannt (kennt man bei uns als Dim Sum, oder Maultaschen), gegessen. Unsere Ai (Haushaltshilfe) hat uns welche gemacht – waren hervorragend.
Alle Glücksbringer, die irgendwo rumhängen werden erneuert, weil das Glück nach einem Jahr aufgebraucht ist. Ein sehr einträgliches Geschäftsmodell. Die meisten Läden sind für 3 Tage geschlossen und fast alle Chinesen haben eine Woche frei. Die Expats nutzen diese Zeit, um Urlaub zu machen. Wir bleiben hier. Denn nur wenn im Werk nichts los ist können die IT-Systeme aktualisiert werden. Und das ist Peter’s Job.

Zweimal kurz hintereinander so komplett verschiedene Jahreswechsel mitzumachen ist schon ein Erlebnis.
Der Winter war und ist erstaunlich mild. Es hat kaum geschneit und die Temperaturen bewegen sich nur zwischen -12° und -3°Grad. Das Schöne ist, dass fast immer die Sonne scheint. Die Luft ist bis auf wenige Ausnahmen meistens ganz gut. Die Nordpol-Ausrüstung vom letzten Jahr ist bis jetzt im Schrank geblieben!
Der Winter in Deutschland lässt ja ganz schön auf sich warten!? Wir sind hier dank „unserer“ Tagesschau, „meinem“ Münchner Merkur und „seiner“ Süddeutschen, immer auf dem neuesten Kenntnisstand!
Ach ja – hätt‘ ich beinahe vergessen! „Kulturschock II – ein Bayrischer Abend“, ist in Vorbereitung! Am 07. März is‘ es soweit!

新的一年 xin nían kuàilè! Ein glückliches Neues Jahr!

它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl

Viele Grüße

Lage II.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

wie die Zeit vergeht! Seit vier Wochen bin ich seit meinem ersten Heimaturlaub schon wieder in Shenyang. Beim Heimflug gab’s allerdings wieder eine mittlere Katastrophe: Mittwoch 23.1. 2013 sollte der Abflug nach Frankfurt/München sein. Ich mach noch die Wäsche, räum‘ auf und vertrödle den Tag.
Peter holt mich um 20.00 Uhr ab, wir gehen noch essen und fahren dann zum Flughafen. Der ist menschenleer. Kein Schalter auf! Bitte nicht schon wieder wegen Schneechaos… Aber dann müsste man Durchsagen hören! Nichts!
Peter: „Ich dreh‘ schnell eine Runde, dann denk ich nach!“
Währenddessen hol ich mein Ticket raus und schau nach: Do, 23.01. 00.20 Uhr – ja es Donnerstag und 23.00 Uhr  –  ich hab also noch über eine Stunde Zeit. Ich lese nochmal Donnerstag, der 23.01. 00.20 Uhr! Dauert eine Weile, bis ich draufkomm‘ –  und dann der Schock —- wie blöd muss man sein!!! 00.20 Uhr ist auch Donnerstag, auch wenn er erst 20 Minuten alt ist! Wir sind also 23 Stunden zu spät dran! Ich spiel am Freitag in der Friedenskirche in Dachau – seit Monaten gebucht – alles erwartet mich – der Supergau! Als Peter wieder kommt krieg vorsichtshalber erst mal einen hysterischen Anfall und schrei den Ahnungslosen an: „Dass ich blöd bin weiß ich, aber dass du genauso blöd bist…..usw!!!“ „Lass uns nachdenken“ „ICH KANN JETZT NICHT DENKEN!!!“ Ich kann nur heulen … das tu ich auch, und zwar während der ganzen Heimfahrt!
An Schlaf ist bei mir nicht mehr zu denken. Ich mach mir ein Flascherl Wein auf und  beruhige mich halbwegs. Und um 3.00 Uhr schwank ich ins Bett.
Peters chinesische Mitarbeiterin hilft uns den Flug umzubuchen und ich bekomme noch einen Platz in der Maschine am Freitag 00.20 Uhr. …das passiert uns nicht mehr!
Ich komme wohlbehalten am Freitag Vormittag in München an, Bernhard holt mich ab, die Kinder haben ein Weißwurst-Frühstück vorbereitet – Abends steh ich auf der Bühne! Alles bestens!

Unser Haus in München ist jetzt eine gut gehende Wohngemeinschaft, mit unserem Sohn als WG-Sprecher. Die Freunde der Kinder fühlen sich wohl bei uns. Ich stelle nach ein paar Tagen fest, dass ich für eine WG definitiv nicht mehr geeignet bin! Irgendwie fühl ich mich ein bisschen als „Fremdkörper“, aber die meiste Zeit bin ich ja sowieso unterwegs. Meine Vorstellungen sind gut gebucht, bzw ausverkauft – eine erfolgreiche vorletzte Tour!

Der Rückflug nach Shenyang verläuft wie geplant – jetzt kann ich es (hoffentlich) … fliegen!
Peter freut sich, dass ich wieder da bin und langsam komm ich hier wirklich an. Es ist nicht „Heimat“, aber für die nächsten 3 Jahre „Zuhause“.

Seit 3 Wochen bin ich stolze Radl-Besitzerin und hab mich auch schon der Verkehrssituation angepasst. Als Radlfahrer darfst du hier alles: Sowohl auf der Fahrbahn, als auch auf dem Fußgänger – und Radlweg fahren, auch in die entgegengesetzte Richtung. Verkehrt die Einbahnstrasse rein, und durch die Fußgängerzone! Das einzige worauf du achten musst: dass’d ned z’amm g’fahrn wirst – du hast hier als Radler keine Rechte und als Fußgänger noch weniger!  Meine Klingel kannst vergessen, wenn’s eng wird schrei ich ganz laut „auf d’Seit’n“… dann springens, di Chinesen. Fremde Sprache in dieser Frequenz hört man hier nicht oft!
Fahrrad
Peter wenn mich sehen würde, hätte schon mehrfach einen Herzstillstand erlitten. Aber… ich komm mit meinem Radl überall hin und fühl mich frei und unabhängig!

Und dann war er plötzlich da – der Geburtstag mit der neuen „Vorwahl“!
Wir sind vom 14.-17.3. nach Xi’an geflogen. Eine sehr schöne Stadt und vor Peking die Hauptstadt Chinas. Wir haben etwas abseits im „Hot Spring Hotel“ gebucht und uns kurz nach der Ankunft  gleich in die heißen Quellen-Becken (38°-42° C)  gelegt – da wirst vielleicht miad. Es gab ein Becken (kalt) mit kleinen Fischen drin, die fressen dir den ganzen Grind von den Füßen und Beinen – war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber hernach hatten wir ganz zarte Wadln!
Am Freitag war Museen und Tempel

Tempel – Besichtigungstag  und – Achtung Mädels!! – der Weg zur großen Moschee führt durch eine gaaaanz lange Marktstraße.
Xian
Ein Traum. Das war was für meine Krämerseele!!! Handeln hab ich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch schon gelernt. Essstäbchen z.B. hab ich von 180 Yuan auf 100 Y (100 Y ~ 12 €) runtergehandelt, hihihi, die am übernächsten Stand sieht das und ruft mir nach: „I give you the same for fourty!“. Jetzt war ich in Fahrt und hab dann 2 Packungen für 70 Y bekommen. Noch Tischvorleger, Schals usw – alles Dinge die man „wirklich“ braucht!
Shopping
Soviel zum Thema Shopping!
Am Samstag mieteten wir uns Radl  undRaslfahrn

sind auf der Stadtmauer (ca. 14 km) rund um die Innenstadt gefahren. Im Buddhisten-Kloster hab ich mehrere Räucherstäbchen angezündet
Kerzen
– der eine oder andere wird’s schon brauchen können!
Auf’m  Heimweg ist uns noch was Nettes passiert. Abends bekommt man schwer ein Taxi und wenn, dann ist nicht gewährleistet, dass dich der Fahrer auch mit nimmt. Wir warten schon seit mindestens 20 Minuten am Straßenrand. Ein Polizist beobachtet uns und fragt auf Englisch, ob wir ein Problem hätten. „Wir warten auf ein Taxi!“. „Moooment!“. Er telefoniert kurz (anscheinend erfolglos), sieht ein Taxi – hält den 4-spurigen Verkehr an – pfeift das Taxi von der ganz linken auf die ganz rechte Spur – sagt dem Taxifahrer (der uns jetzt fahren muss!) unser Hotel und wartet bis wir losfahren. Peter hatte ihm eine Visitenkarte gegeben und 2 Stunden später war schon seine Email da, in der er sich erkundigt, ob alles geklappt hat und er anbietet uns bei Schwierigkeiten gerne wieder zu helfen.
…und am Sonntag waren wir dann bei der berühmten Terrakotta-Armee. Vorher hat uns der Taxifahrer noch (in der Hoffnung, dass wir was kaufen) zu einem Jade-Laden gefahren. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und er hat seine Prozente kriegt!
Führerin
Im Museum hatten wir eine sehr angenehme Führerin, die uns alles verständlich erklärte. Tonpferde

Ist ein sehr mystischer Ort und sehr beeindruckend. Wenn man bedenkt, dass zeitweise bis zu 700 000 Menschen gleichzeitig an dieser Anlage gearbeitet haben, möchte man gar nicht wissen wie viele dabei gestorben sind. Hat mich sehr berührt.
Anna M.Terracotta Army
Unser Tip für Chinabesucher: Unbedingt einplanen!
Anschließend hat uns die nette Dame noch in eine Seidenfabrik geführt und wir „mussten“ nach der Besichtigung unbedingt Seidenbetten kaufen. Die werden vakuumiert, damit sie besser in die Koffer passen – schlau gell!!

Zurück in Shenyang: Jeden 1. Dienstag im Monat ist „Kennenlern-Stammtisch“ der Expat-Frauen! Von 70 eingeladenen waren wir zu 6! Macht nix, es war sehr lustig und informativ.

Ostern fällt hier komplett aus – keine Feiertage – ein ganz normales Wochenende. Nachdem’s hier nur braune Eier gibt, fiel der Versuch mit Spinat und roten Zwiebelschalen Eier zu färben, eher unbefriedigend aus.
Ostersonntag haben wir mit einer Kollegin von Peter „Ostergefrühstückt“, somit ist  es nicht ganz an uns vorüber gegangen!

So, jetzt muss ich wieder an die Arbeit! …Während meiner Abwesenheit wurde für Juni ein „Bayerischer – Abend“ im Hotel Sofitel in Shenyang geplant, und das bedarf  einer gründlichen Vorbereitung…
Ich glaub, langweilig wird’s mir nicht!!

Zwischen 11.4. – 23.4. 2013 spiele ich mit ein bißchen Wehmut meine vorerst letzten Termine. Ich würde mich freuen, den ein oder anderen Besucher nochmal begrüßen zu dürfen!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

Angekommen.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

seit 4 Wochen bin ich jetzt schon in China und es geht mir seeehr gut!

Der Flug nach Shenyang war allerdings ein Kapitel für sich!!! Meine Kinder und zwei Freundinnen haben mich am Flughafen München mit einem Glas Prosecco verabschiedet und bis zur Sicherheitsschleuse begleitet! Im Dutyfree ich hab mich noch mit einer Chanel Creme großflächig, 3-lagig eingecremt – schon hast du 100 € im Gesicht!! Dann ab zum Gate! Pünktlich um 16.30 Uhr sitze ich in der Maschine nach Frankfurt.

17.00: Wäre Abflugzeit, aber nichts rührt sich!
17.10: „Meine Damen und Herren. Wir fliegen mit leichter Verspätung!“ noch bin ich entspannt!
17.20: „Wir bitten um ihr Verständnis, die Maschine muss enteist werden!“ Seit 3 Tagen schneit es in München, natürlich muss man enteisen, aber doch vor 17.00 Uhr!!!!
17.30: Es werden gekühlte Getränke gereicht, und ich werde nervös!
17.45: „Wir stehen bereits in der Warteschleife und haben nur noch 5 (in Worten – fünf) Maschinen vor uns!“
18.05: Wir heben endlich ab! Auf meine Frage, ob ich denn die Maschine nach Peking um 19.15 noch erreichen würde, meint der Steward: „Könnte knapp werden, aber es ist zu schaffen.“ „Und mein Gepäck, schafft’s das auch?“ „Eher nicht, aber es kommt während der nächsten Tage bestimmt in Shenyang an!“ Na toll!! In meinem Koffer befinden sich ca. 2kg Plätzchen, ein 3kg Stollen von der Schwiegermutter und Unmengen Pralinen. Der Zoll wird a Gaudi haben!!
18.45: Nach der Landung rase ich aus dem Flugzeug in Richtung B26. Unterwegs frage ich eine sehr nette chinesische Lufthansa Mitarbeiterin, wie weit es denn noch zu Gate B26 wäre? „Müssen 20 Minuten in diese Lichtung laufen, aber Maschine nach Peking nigt mehl elwischen!!! Bitte gehen hintel mich zu Schaltel!“

Die freundliche Dame am Schalter macht sich gleich kundig, ist entzückt von meinem Dialekt (sie ist Aschaffenburgerin) und freut sich über eine „Landsmännin“!

Allmählich entspann ich mich, kann ja eh nix mehr machen.

„Wollen sie über Hongkong fliegen?“ – „Nein!“

„Über Shanghai?“ „Nein! Am liebsten direkt nach Shenyang“

Nach gefühlten 2 Stunden: „Ich glaub ich hab einen Direktflug für Sie!“ „Wann?“

„Morgen um 22.00 Uhr!“ „In 27 Stunden!?!? Wo übernachte ich?“

„Im Sheraton, gleich gegenüber! Natürlich auf LH – Kosten!“

Alles klar!

Jetzt fällt mir der Satz einer Freundin wieder ein! „Wenn du mal den Anschlussflug verpasst, brauchst du nur 1 Wort – in allen Sprachen gleich: ‚GRAND-HOTEL!!’“

Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Satz so schnell für mich von Bedeutung sein könnte!!

Flug und Gepäck werden umgebucht. Ich bekomme noch einen 30€ Essensgutschein, gehe ins Sheraton und bekomme bis nächsten Tag 13.00 Uhr ein Zimmer. Im Restaurant bestelle ich mir als Henkersmahlzeit einen Hamburger (mit Majo, Gorgonzola, Krautsalat und Pommes), weil ich den wahrscheinlich so schnell nicht mehr bekomme.

Den Gutschein versauf‘ ich an der Hotelbar.

Mir fällt jetzt erst auf – ich hab ja nicht mal eine Zahnbürste, nur mein Handtascherl und die Laptop-Tasche!! Wurscht!

Nächsten Tag um 14.00 bin ich wieder am Flughafen. Erst mal rein in den Dutyfree und eine Gesichtspflege von Dior aufgetragen, schließlich gönne ich mir noch eine Handcreme von Sisley.

Ja – und dann verbringe ich 8 Stunden in der Business-Lounge. Am lauten Schmatzen höre ich, dass ein Chinese hinter mir sitzt. Das nenn‘ ich Einstimmung!!

Um 21.30 Uhr sitz‘ ich endlich im Flugzeug! Die Maschine ist nicht mal zu einem Drittel besetzt, eine ganze Reihe ist für mich. Die nette Stewardess schüttet mich mit bestem Wein zu und ich bin mit der Welt wieder versöhnt!

Pünktlich um 15.30 Uhr Ortszeit schlagen wir in Shenyang auf!

Ich bin in 20 Sekunden problemlos durch den Zoll. Die Zollbeamten, die sich das Röntgenbild meines Koffers ansehen sollten, schlafen.

Endlich bei Peter! Dieser hat am Vortag seinen chinesischen Führerschein gemacht und bestanden, bekommt ihn aber erst in ein paar Tagen ausgehändigt. Also fährt uns sein Chauffeur heim.

Die Wohnung wirkt noch seltsam unbewohnt! Aber die wichtigsten Dinge wie: Nescaffe, Nudeln, Tomatensoße, Nutella und Müsli sind da. Ich komme mir vor wie ein Eindringling in einen wohl geordneten Männer-Single-Haushalt. Da gibt’s noch viel für mich zu tun.

Die ersten Tage verbringe ich hauptsächlich bei Ikea, in der Metro und bei Carrefour (einem französischen Discounter, der hier stark vertreten ist). Aus allen Lautsprechern dröhnen amerikanische Weihnachtslieder und „Stille Nacht“ in allen Sprachen, obwohl`s das Weihnachtsfest, wie wir es kennen, gar nicht gibt!

Gefahren werde ich immer von Herrn Nin, unserem Chauffeur, der es sich auch nicht nehmen lässt mir den Einkaufswagen zu schieben.

Langsam wird’s wohnlicher. Der Eindringling macht sich breit.

Einer von Peters Kollegen hat für uns einen Christbaum organisiert, eine chinesische Fichte mit Wurzelballen. Die wurde leider schon Ende Oktober ausgegraben und nadelt schon beim Anschaun. Geschmückt ist sie jedoch der schönste Christbaum, den man sich vorstellen kann!

Christbaum Shenyang 2012
Christbaum Shenyang 2012

Jetzt können unsere Kinderlein kommen!

Am 22.12. sind sie da. Ich bin am Nachmittag zu einer katholischen Hausmesse mit einem deutschen Pfarrer, einem Kölner, der für die Gemeinden in China zuständig ist, eingeladen. Anschließend findet eine Weihnachtsfeier statt und ich lerne die ersten „Expats“ (heißt: Expatriot, also quasi: Entwurzelter) kennen. Jeder bringt was mit. Auf die Frage eines kleinen Mädchens, von wem denn diese leckeren Plätzchen seien, sagt die Hausfrau: Die sind von der netten Oma“ – und sie meinte MICH!! Da ist wird doch mein Programmtitel: „O MArianne hilf! Eine alleinerziehende Großmutter packt aus“ gleich ins rechte Licht gerückt!

Einer der Anwesenden kennt mich sogar noch von der Couplet-AG und will „was“ organisieren. Das wird bestimmt lustig!

An Heilig Abend gibt’s Pekingente (auf bayrische Art natürlich), Blaukraut und Knödel. Es ist das ruhigste Weihnachten, an das ich mich erinnern kann.

Für den 25.12. hat Peter Konzertkarten mit „Österreichischen Philharmonikern“ besorgt. Sowas hast du noch nicht erlebt. Schon allein die „Konzerthalle“ – wie ein Bahnhofssaal! Zu gehn tut’s wie im Wirtshaus. Im Vorraum (Foyer wäre übertrieben) werden Popcorn, Cola und Fanta verkauft. Ein Rumgerenne und Türenschlagen, während des Konzerts. Die Kinder spielen fangen und die Mütter laufen ihnen nach.

Weihnachtskonzert am 25.12.2012 in Shenyang
Weihnachtskonzert am 25.12.2012 in Shenyang
Kleiner Plausch mit dem Dirigenten Attila Szabo
Kleiner Plausch mit dem Dirigenten Attila Szabo.
Er trägt die traditionelle Jacke älterer chinesischer Männer.

Aber heimische Klänge, wie den Donauwalzer, oder den Radetzkimarsch zu hören, war schon sehr schön.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Ausflügen: z. B. an die nordkoreanische Grenze (von uns nur 180 km entfernt).

An der nordkoreanischen Grenze: Yalu-Brücke im Süden von Dandong.
An der nordkoreanischen Grenze:
Yalu-Brücke im Süden von Dandong.

Hier ist auch ein Stück der chinesischen Mauer und wir sind die einzigen Besucher, die drauf rumspazieren. Der Wettergott ist gnädig – es hat nur -6°C.

Chinesische Mauer in den Hushan Bergen nördlich von Dandong.
Chinesische Mauer in den Hushan Bergen nördlich von Dandong.
Turm in der chinesischen Mauer - Great Wall.
Turm in der chinesischen Mauer – Great Wall.

Ach ja – das Wetter. Seit ich hier bin hatte es Temperaturen von -6° – -27°C. Das ist schon sehr zapfig. Aber es ist eine trockene Kälte und es ist fast immer sonnig!

Ab -20° geh‘ ich nicht mehr raus (wenn’s nicht sein muss), da schmerzt sonst das ganze Gesicht!

Eine Schipiste gibt’s auch in der Nähe. Silvester waren Peter, unser Sohn Bernhard und ein Kollege dort beim Schifahren.

Skifahren am 31.12.2012 in Shenyang Guai Po
Skifahren am 31.12.2012 in Shenyang Guai Po

Die Abfahrt dauert zwar nur ca. 2 Minuten, aber immerhin. Nachdem kaum ein Chinese eine eigene Schiausrüstung besitzt, kann man sich für wenig Geld alles ausleihen.

Abends essen wir in einem „Hot Pot“ (das ist chinesisches Fondue) Restaurant und fahren gut gesättigt heim. Vom 30. Stockwerk aus sehen wir in der Ferne 3 einsame Raketen hochsteigen. Wir knallen einen Schampuskorken in den Park runter, das war’s dann! Nein, noch nicht ganz — Peter hat „Dinner for one“ runtergeladen, ohne das, geht’s dann doch nicht!

In China wird am 10.02.13 das neue Jahr eingeläutet. Dann geht hier wirklich die Post ab!! In allen Kaufhäusern gibt’s jetzt schon massenweise Neujahrs-Artikel!

…….und wo bin ich, wenn hier endlich mal was los ist? Bei Euch in Deutschland!! Im Zeitraum vom 25.1. – 24.2. und vom 11.4. – 25.4. habe ich noch einige Vorstellungen, auf die ich mich sehr freue! Ich werde pünktlich, wie immer, an den Spielorten sein – die Anfahrt ist halt jetzt a bissl länger!

Johanna, unsere Jüngste hatte am 5.1. Geburtstag. Wir feierten rein und es gab traditionell, wie die vergangenen 15 Jahre „Peking-Ente“. Diesmal erstmalig im Erfinderland. War ähnlich wie bei uns.

Im Dongling Park östlich von Shenyang.
Im Dongling Park östlich von Shenyang.
Räucherstäbchen im Kloster beim Dongling Park.Was hat man angestellt, wenn solche Geräte geopfert werden müssen...
Räucherstäbchen im Kloster beim Dongling Park.
Was hat man angestellt, wenn solche Geräte geopfert werden müssen…

Dass ich jetzt 3 Jahre hier leben werde, hab ich noch nicht wirklich realisiert. Richtig angekommen bin ich noch nicht. Irgendwie fühlt es sich noch an, wie Urlaub in einer besonders schönen Ferienwohnung.

Das war’s erst mal für’s Erste

Jetzt wünsch‘ ich Ihnen / Euch allen, wenn auch leicht verspätet

ein wunderbares, erfolgreiches, gesundes und spannendes

neues Jahr.

Wir sehn uns bald wieder

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl